Americana auf tiefenentspannt
von Christian (Kommentare: 0)
28. Januar 2020: Ronnie Snippe & Peter Dusseljee
Erkältungsbedingt hatte sich der angekündigte „Jungle of Roots“ etwas gelichtet. Aber auch als Duo konnten Ronnie Snippe und Peter Dusseljee mit ihrem lässigen Americana-Stilmix die Herzen des Prisma-Publikums erobern.
Durch den Ausfall von Bassistin Katja Wilken waren Ronnie und Peter kurzfristig gezwungen, ihre Arrangements umzustellen. Das fiel den beiden niederländischen Gitarristen und Sängern leicht, waren sie doch bereits 2016 als Duo in Pforzheim zu Gast gewesen. Hut, respektive Schiebermütze tief ins Gesicht gezogen, wirkten die beiden erst etwas unnahbar. Was sie dann aber ihren Instrumenten und Stimmbändern entlockten, war alles andere als distanziert. Das schmeichelnde, etwas nuschelige Organ von Ronnie Snippe verlieh Eigenkompositionen über persönliche Begegnungen ebenso berührende Nähe wie seine Interpretationen von Genreklassikern wie „Ain't no sunshine“, „My girl“ oder Roy Orbisons Edelschnulze „California Blue“.
„Laid back“, also stets entspannt zu sein, dieser Charakterzug wird unseren westlichen Nachbarn oft nachgesagt. Und genau diese Lockerheit – die nur auf hohem musikalischem Niveau entstehen kann – zog sich auch durch den Konzertabend. Ganz undogmatisch mixte das Duo Country, Blues, Latin und Rock, schön „laid back“ phrasiert, sodass man immer wieder den Geist von von JJ Cale durch den Raum schweben hörte, nicht zuletzt bei dessen „Tulsa Time“ (gesungen von Peter).
Leadgitarrist Peter wechselte stilsicher zwischen Westerngitarre und mal cleaner, mal angezerrter Stromgitarre. Der oft melancholische Grundton lud eher zum Träumen als zum Mitstampfen ein. Und das war auch gut so, denn sonst hätte das Publikum so manche Finesse schlicht verpasst. Angefangen bei den hochmusikalischen Gitarrensoli über den famosen zweistimmigen Gesang – die Everly Brothers ließen grüßen – bis zu den anrührenden Texten und Geschichten von Ronnies Eigenkompositionen („Charlotte & Mina“„Living in a déjà vu“ und andere).
Mit einem stampfenden „Locomotive breath“ und dem unverstärkten „Jamaica Farewell (Kingston Town)“ ging ein Abend zu Ende, der das Prisma-Publikum zum Abschlussapplaus verdientermaßen von den Stühlen hob.
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