Anything goes - Raus aus dem Corona-Mauseloch

von Christian (Kommentare: 0)

21. Juli 2020: Bad Mouse Orchestra - Anything goes

Endlich wieder Livemusik, gespielt von gut gekleideten und exzellent gelaunten Musiker*innen des "bösen Mausorchesters". Und das vor Publikum, das nach viereinhalb Monaten Virusschockstarre geradezu ausgehungert nach handgemachter Musik schien. Nicht nur die Musik war anders an diesem Abend. Abstand und strenge Beachtung der Hygieneregeln konnten die "bösen Mäuse" jedoch nicht davon abhalten, fantastische Stimmung zu verbreiten – für die zahlreich erschienenen Gäste war es sicher nicht einfach, sich auf ihren Plätzen zu halten.

Zur Stammbesetzung des Bad Mouse Orchestra, bestehend aus Charlotte Pelgen (Gesang und Ukulele), Peter Jung (Gesang, Gitarre und Ukulele) und Stefan Pößiger (Ukulele), gesellten sich an diesem Abend Christoph Pelgen (Saxophon und Gesang) sowie Jake Smithies am Kontrabass. Mit natürlichem Charme und Virtuosität schwelgten sie – ohne Pause – in Jazz und Swing der 1920er bis 40er Jahre. Die fünf Freunde brachten rostfreie Oldies zu Gehör wie "I can't give you anything but love" oder "Lullaby of birdland", bei denen man das Gefühl hatte, alles käme irgendwie in Ordnung. Der Aufforderung, sich daneben zu benehmen („Let's misbehave“, Cole Porter) kam das disziplinierte Publikum allerdings nicht nach.

Spannende neue alte Lieder wurden da aus der Schatzkiste geholt und liebevoll präsentiert. Lieder von "queeren" Künstlern der 1920er Jahre, wegen ihrer Brisanz seinerzeit unter den Teppich gekehrt, erfuhren nun angemessene Würdigung. Wer davon nicht genug bekam, konnte sich die neue CD "Drunk with love" des Mäuseorchesters mit nach Hause nehmen. Darauf findet sich auch das "Lila Lied", ein verblüffend modernes Stück aus eben jener Zeit, welches das Anderssein thematisiert.

 Die glockenhelle Stimme Charlotte Pelgens erstaunte in "Jazz Baby" von Blanche Merrill mit Sprachakrobatik und erweckte den Geist des "Anything goes" der goldenen 20er Jahre, als sich Frauen von Korsett und gesellschaftlichen Konventionen befreiten. Der Ohrwurm "Crazy words, crazy tune (Vo-do-de-o) " war allen genervten Nachbarn von Ukulelespielen gewidmet.

A propos Ukulele: Was man auf dem vielseitigen Viersaiter alles anstellen kann, zeigten die exquisiten Instrumentalisten beim "Twelfth Street Rag" von Roy Smeck. Auch mangelte es nicht an Geschichten zum süßen Instrument, wie der von May Singhi Breen, die vor rund einhundert Jahren ihr Ukulelengeschenk nicht gegen einen Bademantel tauschen konnte. So lernte sie mal eben, das Instrument zu spielen und gründete auch gleich die erste Ukulelegruppe.

Bei tollen Konzerten vergeht die Zeit wie im Flug und so war die wohltuende kleine Flucht aus dem Coronathriller nach stehenden Ovationen für die großartige Combo viel zu schnell vorüber. Geschmückt mit je einer "Lei" (hawaiianische Blumenketten krönten die Musiker den Abend mit drei zuckersüßen Zugaben – ain't they sweet! Wir danken dem Bad Mouse Orchestra für einen exzellenten Hörgenuss.

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