Fingerstyle mit Stilvielfalt
von Christian (Kommentare: 0)
29. September 2020: Peter Finger
Stilistisch ist die Musik von Gitarrist Peter Finger kaum einzuordnen. Zumal er an diesem Prisma-Abend ausschließlich Eigenkompositionen zu Gehör bringt. Und wenn ein wacher Geist wie Peter sich von Essen inspirieren lässt, von bildender Kunst, von genealogischen Entdeckungen und selbstverständlich von in Jahrzehnten musikalischer Weltenbummlerei gesammelten Eindrücken, dann hinterlässt das in der Musik Spuren, die eine Kategorisierung schlicht überflüssig machen.
So ist das Konzert mit Peter Finger, dem Osnabrücker Meistergitarrist mit Pforzheimer Wurzeln denn auch ein Roadtrip durch Zeit und Raum seines ganz persönlichen Musik-Kosmos. Für Peter ist derAuftritt im corona-gerecht ausverkauften Gasometer das erste Live-Konzert seit über sechs Monaten. „Pforzheim, immer wieder eine Herausforderung“ scherzt der umtriebige Gitarrist, Komponist, Gitarrenbauer, Autor und Verleger zur Begrüßung und erzählt von seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Pforzheimer Musikschule, damals noch als sechsjähriger Geigenschüler.
Auch wenn Peter damit kokettiert, seine Finger seien etwas eingerostet, springt von der ersten Note an der Funke über auf das fachkundige Publikum. Da tischt Peter eine südamerikanisch heiße „Vanesca“, ein Suppengericht, auf, vertont leidenschaftliches madegassisches Temperament, zaubert irische Impressionen aus den sechs Saiten und vieles mehr. Stilistischer Ultra-Weitwinkel, gewiss, und doch stets unverkennbar Peter Finger mit seinen weiten Melodiebögen und den schnellen Diskantläufen übers Griffbrett.
“Smoothen“ Jazz bringt Peter Finger an diesem Abend ebenso einfühlsam über die Bühne wie seine Hommage an „Onkel Fréderic“. Tatsächlich erfuhr Peters französischstämmige Frau vor einigen Jahren, dass sie über Chopins Vater mit dem berühmten Komponisten verwandt ist.
Peter Finger ist am Ende des Abends derart zufrieden, dass er es „live noch kann“ (wer außer ihm selbst hätte je daran gezweifelt?), dass er als letzte Zugabe sogar eine lang verschüttete Leidenschaft wieder hervorholt: Mit einem improvisierten erdigen Blues und begeistertem Applaus endet ein faszinierender Soloabend „Finger-Style“.
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