Gälisches Klangbaden

von Christian (Kommentare: 0)

2. Mai 2023: Ályth McCormack & Niamh O'Brien

Gleich zwei musikalische Schätze, nämlich Ályth McCormack von der Insel Lewes und Niamh O'Brien aus der irischen Grafschaft Limerick, gastierten am Dienstag, 2. Mai 2023 im Folkclub Prisma und verzauberten mit glasklarer Stimme und einfühlsamem Harfenspiel ihr Publikum.

Im Gepäck haben die beiden Musikerinnen so einige musikalische Mitbringsel wie raffinierte gälische Zungenbrecher von den Äußeren Hebriden, Lieder über das Reisen und Heimweh, Liebe und Verzweiflung und das Walken von Wolle.

Gàidhlig, das in Schottland gesprochene Gälisch, ist die fremdartig-faszinierende Sprache, die den Abend einleitet und die Zuhörer das Konzert über begleiten wird. Das Lied "Breislach" von Aonghas MacNeacail & Donald Shaw erzählt vom Wahn, die Angebetete in jedem Zweig am Baum, jeder Muschel am Strand, jedem Getränk im Alehouse zu sehen.

Wie ein schimmerndes Band, gewoben aus Melodie und Rhythmus, mit zarter Perlenstickerei aus Harfenklängen, reihen sich Klassiker wie "Both Sides the Tweed" an Lieder wie "Close to you" (aus Ályths eigener Feder) oder das magische "The sea is so huge" von Eleanor McEvoy.

Das Meer: Auf Lewes ist es von jedem Ort aus zu sehen und scheint sich schützend um Insel nebst Bewohner zu legen. Von Irland aus gesehen könnte man es als Barriere gegenüber Schottland und den britischen Inseln empfinden. Ályth teilt ihre Gedanken mit ihrem Publikum und nimmt es mit auf eine Reise von der Insel ihrer Kindheit bis zu ihrer neuen Heimat nahe Dublin.

Es ist ein Konzert der leisen Töne, getragen von zartem Harfenspiel und dem Bordun des Reise-Harmoniums. Ályths gefühlvolle und punktgenaue Stimme zeigt sich in perfekter Symbiose mit Niamhs Irischer Harfe. Die aus dem County Limerick stammende Harfenistin der Extraklasse fasziniert durch ihr einfühlsames Spiel und grüßt mit den traditionellen Tunes "O'Sullivan's March" und "Easter snow" aus ihrer Heimat.

"Chicago Rain" erzählt von Liebe, von Sehnsucht, vom Verlassenwerden. Und obwohl das Lied den Namen einer amerikanischen Stadt trägt, lässt Ályths kristallklare Stimme es wie ein Gebirgsbach in den Highlands erscheinen. Auch "One in a million" ist eine musikalische Liebesgeschichte mit Happy End: Im Lied aus der Feder von Chris Wood und Hugh Lupton finden Peggy Sue und Billy Smith ihr gemeinsames Glück im Fisch- und Frittenladen eines gewissen Herrn Bateman.

In eine ganz andere thematische Richtung geht Ályths Interpretation des geheimnisvollen "Three hours" von Nick Drake, begleitet von Harfen-Ostinato und perkussiv eingesetztem groben Meersalz (vulgo ‚Shaker‘).

„Mouth music“ oder auch "Puirt a beul" (schottisch-gälisch für „Töne des Mundes“) ist der an Scat erinnernde rhythmische Sprechgesang der Inselkelten. Die Bedeutung der Texte ist meist zweitrangig, und selbst wer der gälischen Sprache mächtig ist, stellt fest, dass viele Lieder keinen Sinn ergeben. Die tanzbaren Zungenbrecher, wie beispielsweise das kraftvolle "Vices-Set" oder "Brochan lom"- ein Kinderlied über wässrigen Haferbrei - faszinieren mit ihrer Sprachartistik. Ganz gleich, ob man nun die Bedeutung der Worte versteht, es ist ein Genuss, dem Klang der Silben zu folgen.

Auf kleinen Bühnen wie auch in großen Konzertsälen zuhause, tourte Ályth jahrelang mit den legendären Chieftains und so ist das von Emotionen getragene "Maighdeanan" dem unlängst verstorbenen Chieftains-Gründungsmitglied Paddy Moloney gewidmet.

Mit dem sehnsuchtsvollen "As long as you remember me" verabschieden sich Ályth McCormack und Niamh O'Brien an diesem Abend von ihrem verzauberten Publikum nach einem Abend voller berührender Lieder und Musik, um die Seele zu erden, und eben jenen "songs to let the light in", um glücklich und beschwingt das Licht der Musik im Herzen mit nach Hause zu nehmen.

smo

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