Volkslieder im Tex-Mex-Gewand

von Christian (Kommentare: 0)

Dem „kleinen Grenzverkehr der Volkslieder“ widmete sich das Duo Seibold & Volz beim PRISMA-Konzert am vergangenen Dienstagabend. Dass es keine tümelnde Veranstaltung werden würde, das erahnte das Publikum bereits am lässigem Karohemd-Outfit der Musiker.

Schöne Melodien und anrührende Geschichten scheren sich nicht um Grenzen und Nationalitäten. Das gilt auch für ihre Interpretation: Gottlob Seibold (Akkordeon, Gesang) und Jochen Volz (Gitarre), beide im Nordschwarzwald zuhause, sind auch als Tex-Mex-Duo „Dos Hurricanos“ unterwegs. Die Vollblutmusiker machen denn auch keine Anstalten, ihre Liebe zu Latino-Polka und bluesigen Gitarrenläufen zu verbergen. Die augenzwinkernde Verfremdung bläst flott den Staub von Klassikern wie „In einem kühlen Grunde“ oder „Santa Lucia“.

Das bedeutet aber nicht, dass das Duo altehrwürdigem Liedgut keinen Respekt zollt. Vor allem Gottlob Seibold glänzt mit gut recherchierten Fakten und Anekdoten zu den Liedern. So leitet er Wilhelm Ganzhorns „Stilles Tal“ (gemeint ist das Straubenhardter Wiesental) mit einem Gedicht von Ludwig Uhland ein und liefert biografische Hintergründe. Ganz weltgewandt kommt die musikalische Umsetzung daher: Das Lied wandelt sich von Ballade über Marsch zur Tex-Mex-Polka und wieder zurück.

Der erste Konzertteil erforscht die „urdeutschen“ Heimatklänge, von „Alle Tage ist kein Sonntag“ mit tremolierendem Mandolinenschmelz über Schwaben-Blues („D’Sonn mog für mi nimmer scheina“) bis zum westfälischen „Nun ade, du mein lieb Heimatland“. Der zweite Teil zaubert exotisches Flair in den Gasometer. Es erklingen mitreißende Versionen von „La Paloma“ (der „Weltschlager“ schlechthin), „Wer das Scheiden hat erfunden“ (eine Adaption des russischen „Stenka Rasin“) oder auch „Aloha ohe“. Kein Wunder, dass das Publikum immer wieder in die allseits bekannten Refrains einstimmt.

Mit Elvis Presleys „Wooden Heart/Muss I denn“ und einer begeistert erklatschten Zugabe schließt ein Heimatabend der besonderen Art. So charmant lässt man sich gerne Kulturgeschichte näherbringen!  

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