2. April 2019: Peter Ratzenbeck

von Christian (Kommentare: 0)

Persönliche Wendepunkte sind für Künstler willkommene Inspiration für neue Werke. So auch für den österreichischen Gitarristen Peter Ratzenbeck, der am Dienstag bei PRISMA gastierte – ausnahmsweise im intimen Ambiente der Brötzinger Rumpelkammer. Dicht an dicht gedrängt lauschten die Zuhörer in der ausverkauften „Stube“ den Instrumentals und Liedern des sympathischen Grazers, der seit vielen Jahren im niederösterreichischen Waldviertel lebt.

Peter Ratzenbeck ist ein gefragter Fingerpicker, solo und als Begleitmusiker, z. B. von Reinhard Mey. Letztmals machte er 1994 Aufwartung in Pforzheim – höchste Zeit also, mal wieder in der Goldstadt vorbeizuschauen!

Das erwähnte biografische Momentum thematisiert der 63-Jährige bereits beim ersten Stück „Unterwegs“, mit dem er sich zu seinem 50. Geburtstag selbst beschenkte „um zu beweisen, ich hab's noch drauf.“ Was eigentlich keiner Erwähnung bedarf, denn Peter trägt den Beinamen „Österreichs Paradegitarrist“ völlig zu Recht!

Peter Ratzenbeck lebt seine Musik mit jeder Faser. Beim Spiel energetisch wippend (vielleicht auch einem suboptimalen Sitzgerät geschuldet), scheint er manche Töne regelrecht aus seinem Instrument „auszugraben“. Dabei setzt er gitarristische „Gimmicks“ eher sparsam ein und lässt lieber die Imaginationskraft seiner Melodien sprechen, manchmal verfremdet durch den Einsatz eines Halleffektes.

Singen kann er auch, obwohl ihm Reinhard Mey einst bescheinigte: „Peter, du hast zwar keine Stimme, aber die hat Charakter“. So ließ Peter Ratzenbeck sich von dem Liedermacher Schiffkowitz (bürgerlich Helmut Röhrling, „STS“) das Lied „Mein Ein und Alles“ auf den drahtigen Leib schneidern, ein Liebeslied an seine Gitarre.

Autobiografisch angehauchte Eigenkompositionen wie „Auf meinem Bankl im Garten“, „Odyssee“ und „Das Schnauferl“ wechseln sich im Lauf des Abends ab mit virtuosen Bearbeitungen von „Harry Lime Theme“, „Wonderful tonight“ oder Beatles-Titeln. Gesanglich erklingen „A Frau wia du“ („Is dös Liabe, oder bin i nur naiv?“) und „Kumm, alter Sandler“ („Mr. Bojangles“-Cover).

Als auf Peters Wunsch das Bühnenlicht gelöscht wird, biegt der Abend auf die Zielgerade ein. Ein 20-minütiges Medley gleicht einem Parforceritt durch Jahrzehnte und Stile, von Folk über Blues und Beat bis Jazz. Mit der umjubelten Zugabe „Waldviertler Nächte“ entlässt Peter Ratzenbeck sein beseeltes Publikum, „weil nach diesem Stück von mir nichts mehr kommen kann“.

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