29. Januar 2019: Der Weiherer

von Christian (Kommentare: 0)

Ob‘s an den Tabletten lag? Der Weiherer war jedenfalls saugut drauf und bescherte dem hochmotivierten Prisma-Publikum bei seinem musikalischen Einstand im „Museumskeller“ des Gasometers einen außergewöhnlich amüsanten Abend.

Christoph „Der Weiherer“, Musiker mit Herz für Un- und Irrsinn wird je nach Belieben als Politbarde, Brutalpoet, langhaariger Liederbombenleger oder Philosoph des Alltagsblues tituliert. Wie auch immer: Mit seiner spielerisch-lockeren Art gelang es dem Niederbayern, die Zuhörer ab der ersten Sekunde in seinen Bann zu ziehen. Mit absurden Geschichten und verqueren Liedern – der Weiherer hat gute Ideen, die er großzügig in die Welt gibt – findet er sofort den direkten Draht zum Publikum.

Gleich zu Beginn stellt er fest, dass an diesem Abend mehr Leute von „anderswo“ denn aus Pforzheim angereist sind. „Wenn man wo nicht daheim ist, darf man sich aufführen“ (also danebenbenehmen) schlussfolgert Christoph Weiherer messerscharf. Es gelingt ihm, einem Ortsnamen wie Brunsbüttel Poesie einzuhauchen und zum dortigen Neubau von Baumärkten zu inspirieren. Der Liedermacher schreibt Lieder über Politiker, obwohl er sie nicht mag und nennt seine Band sogar danach. Er schreibt heruntergekommene Lieder für die Downloadgesellschaft und fragt, wie’s wäre, wenn Beziehungen die sozialen Medien kaputt machen würden und nicht „Andersherum“. Er schreibt Lieder, die man schreiben muss, aber nicht schreiben will. Über Bayern („Is des nu mei Heimat?“) oder das Leben an sich („Scheiße schrein“).

Der Weiherer kann auch zart, besingt in leisen Tönen Sagen wie den „Fährmann“ und hat tiefgründige Gedanken über „Des bissal Lebn“. Ohne musikalische Effekthascherei, dafür sitzt jeder Akkord an der richtigen Stelle. „A neis Liad“ gab‘s auch, mit so vielen Fragen, die nie jemand stellt.

„Sog amoi, kimmt do no was?“ Trotz abgelaufenem Eintrittspreis gab‘s „Und I leb“ als Zugabe, dann zieht der Weiherer den Stöpsel seiner Gitarre raus ist mit „Ned so schlimm“ unplugged ganz nah und im Publikum. Kurz vor elf in der Nacht (länger wirken die Pillen nicht) war der kurzweilige Abend dann schon zu Ende und man kehrte mit einem „Länger nicht mehr so gelacht“-Gefühl in seine Wohnhöhle zurück. Weiherer, mia meng, meng, meng di!

smo

Zurück

Kommentar schreiben