5. Februar 2019: Nikos Hatziliadis Trio

Faszinierend fremdartige Melodien und Rhythmen erfüllten am Dienstagabend das ausgezeichnet gefüllte Prisma-Auditorium. Man fühlte sich zurückversetzt in die verrauchten Athener Eckkneipen der 50er Jahre, voller Rembetis (Rebellen und Außenseiter), wie die Anhänger des Rembetiko genannt werden.

Die Musiker um den charismatischen Bouzoukispieler und Sänger Nikos Hatziliadis begeisterten die Zuhörer mit Rembetiko in neuem und altem Gewand. Meist eingeleitet von temporeichen Läufen an der Bouzouki, glitt die Musik fast unmerklich in von Schwermut erfüllten Gesang über, der in seiner ganzen Trauer doch ein Zufluchtsort für die Seele ist. Kostas Sklavos‘ sonore Baritonstimme verlieh den Gesängen wohlige Fülle, Nikos Konstantinidis an der Gitarre lieferte mit feinster Spielkultur das rhythmische und harmonische Fundament.

Der Rembetiko entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Hafenstädten Griechenlands und des östlichen Mittelmeerraums. In diesem „griechischen Blues“, der fast ausschließlich in traurigem Moll zuhause ist, geht es um Armut und Unterdrückung, von der Enge als Folge von Verstädterung, aber auch um Hoffnung, den Tanz und die Liebe. Es sind Lieder von emotionaler Tiefe, die sich geradezu lustvoll in ihre Melancholie einkuscheln – eine Melancholie, die Künstler seit jeher zu großer Kunst inspiriert hat.

Folgerichtig handeln die Lieder des Nikos Hatziliadis Trios denn auch von „unbändigen brünetten Mädchen“, dem herzbrecherischen „Wimpern-Klimpern“ der Frauen, vom Wetter als Metapher für die Liebe, von wolkenverhangenen Sonntagen, aber auch von Geld, das man bei Lebzeiten lieber ausgeben sollte, statt es mit ins Grab zu nehmen.

Ohne Schmerz keine Freude. Der Rambetis singt die Trauer weg, damit die Seele atmen kann. Keine Frage, die drei Musiker aus Tübingen, Waiblingen und Esslingen tragen Griechenland im Herzen und bescherten dem Prisma-Publikum einen fantastischen Abend mit viel griechischer Seele.

smo