9. Oktober 2018: Bernd Rinser

von Christian (Kommentare: 0)

Ein ganz besonderes Konzert bot sich den Besuchern und RootsRock Fans am vergangenen Dienstagabend im Prisma. Bernd Rinser faszinierte sein Publikum mit Folk Songs, „Street Dog Blues“ und „Dusty road ballads“. Das Leben hat mindestens eine zweite Chance für dich übrig, „wann’sd as siagst“ (wenn du sie siehst). Mit bajuwarischer Sprachfärbung erzählt er Geschichten zu den Songs, die dann klingen, als ob sie ein waschechter Amerikaner singt. Rinser ist Unikum und Perfektionist. Authentisch und mit vielen Ideen lässt er keinen Zweifel daran, das er den Blues lebt, mit umgebauter und durch Resonator ergänzter Wandergitarre oder anderen aus seinem Instrumentarium von nicht weniger als sieben akustischen Gitarren.

 Der Großmeister des Folk&Blues lässt Bottleneck und Finger mühelos über die Saiten gleiten und erzeugt etwas, das weit über den traditionellen „Blues-Zwölftakter“ hinausreicht. Gezielt eingesetzte Blues Harp, „foot tambourine“ und „bass drum“ komplettieren das Gesamtbild vom Vollblut-Bluesman-Singer/Songwriter. Sein musikalisches Repertoire reicht von reduziert arrangierten Folk-und Bluessongs bis hin zu komplexen Kompositionen. Es ist der Blues aus dem Staub von tausend Landstraßen, entlang derer irgendwann auch Townes van Zandt, Seasick Steve, Johnny Cash, Willy DeVille wandelten, und die Rinser seine musikalischen Sisters & Brothers nennt. Wie auch Lucinda Williams, die „für Nashville zu viel Punk und Blues in ihrer Seele trägt“ oder Leonard Cohen, um nur einige zu nennen.

Rinser zieht alle Register. Er singt von krumm verlaufenden Karrieren, von Schutzengeln, respektive der Abwesenheit eben jener: „Guardian angel“, oder auch den, von Hank Williams besungenen, „heiligen Trinkern“. In „Cross tie jump“ mutiert sein Gitarrenspiel zu einem rumpeligen Ritt durch die Prärie zu den Appalachen, gewürzt mit einigen Prisen „Wah-Wah“.

Rinser singt vom „Desensibilsierungsprogramm, das sich Leben nennt“ und über Dummheit, die so weh tut, das man nicht anders kann, als einen Song darüber zu schreiben. Auf beinahe anklagend skandierte „Evil, wild and blue“, einer musikalischen Verneigung vor der Musiklegende John Lee Hooker, folgt „Burning on both sides“ (a bright light with a short life) über die Lust, das Leben extrem zu leben. Philosophisch, ohne dabei abgehoben zu wirken, folgt ein Gospel für Mutter Erde, begleitet von perkussiv eingesetzter Gitarre. Rinsers Musik ist nicht sentimental und doch voll sanfter Töne über grundlos traurige Tage, die er zu Ende seines Konzerts anklingen lässt. „Playing the blues is good for your soul“. Den Blues zu spielen heilt die Seele. Ud ob der Blues nun Musikrichtung oder Lebenseinstellung ist - Bernd Rinser hat ihn auf jeden Fall.

smo

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