Interkeltisches Panoptikum

von Christian (Kommentare: 0)

28. Juni 2022: Gilles LeBigot und Stéphane Morvan

Mit den Ausnahmekünstlern Stéphane Morvan und Gilles Le Bigot präsentierte der Folkclub Prisma seinen Gästen ein ebensolches Ausnahmekonzert. Das sympathische Duo überzeugte mit tanzbarer keltischer Musik in raffinierten Arrangements und in stimmigem Dialog zwischen filigranem Gitarrenspiel und gefühlvoller Flöte.

Komponist und Arrangeur Gilles Le Bigot gehört seit Mitte der 80er Jahre der keltischen Musikszene an und zählt mit Dan Ar Braz und Soig Siberil zu den besten Gitarristen der Bretagne. Gilles spielt(e) in Formationen wie L'Héritage des Celtes, Kornog, Barzaz, Skolvan und darüber hinaus auch mit Donal Lunny, Karen Matheson, Karan Casey, Carlos Nunèz, um nur einige Stars der (inter)keltischen Szene zu nennen.

Der versierte Flötist und Flötenbauer Stéphane Morvan entstammt einer musikalischen Familie und entwickelte über die Jahre sein variantenreiches Spiel auf der Holzquerflöte. Neben seinen feinen Musikinstrumenten aus Holz erfüllt auch sein Flötenspiel höchste Qualitätsansprüche. Von seinem Atelier in Briançon in den französischen Alpen aus treten seine fabelhaften Flöten die Reise zu neuen Besitzern in der ganzen Welt an, darunter Koryphäen wie Jean-Michel Veillon, Sylvain Barou, Calum Stewart und Michael McGoldrick.

Le Bigot und Morvan beginnen ihre Entdeckungsreise durch das interkeltische Dreieck mit Melodien aus dem irischen County Mayo und mäandern danach auf ein bretonisches Fest Noz und den hierzu passenden Dans Pinn hin. Bezaubernde Melodien treffen auf ausgefeilte Gitarrenharmonien in Slow Airs aus Schottland und Irland wie Another winter von Calum Stewart im Set mit O’Carolan’s Welcome.

Mit einer Rond de Saint Vincent geht es zurück in die Heimat der beiden Bretonen. Diesen für das Morbihan typischen, fast magnetischen Tanz spielt man bei den bretonischen Tanzfesten gerne auch mal bis in die Puppen. Genauso wie An dro und Kas a-Barh, zwei bretonische „Standardtänze“, die sich, abgesehen von rhythmischen Variationen, sehr ähnlich sind. Auf die Betonung komme es an, verrät Gilles Le Bigot.

Ker Jacob, eine ebenso magische wie meisterhaft dargebotene Eigenkomposition von Gilles Le Bigot, spiegelt die sich verändernde, lebendige Musiktradition wider. Mit spontanen Improvisationen füllt der stets in sich ruhende Gitarrist auch mal gerne die Zeit nach der Pause, in der sich der Saal wieder mit Publikum füllt. Seine Gitarre in ausgefeilter Fingertechnik erzählt von Fischern im Dreivierteltakt (Les pêcheurs) und liefert „morceaux de rencontre“, also Wiedersehensstücke wie Trip to Skye von John Whelan oder Valse Finlandaise. Auch Irische Slow Airs wie Easter Snow und Hornpipes aus der irischen Musiktradition wie The Rights of Man klingen fantastisch auf der Gitarre in offener DADGAD-Stimmung. Wie ein bunter interkeltischer Teppich breitete sich die Musik aus, gewoben von den sympathischen Meistern des irisch-schottisch-bretonischen Crossover.

Kenavo und merci an Stéphane und Gilles, zwei ganz besondere Musiker, die wir hoffentlich bald im Folkclub Prisma wiedersehen. Dank auch an das zahlreich erschienene Publikum und die vielen helfenden Hände des Prisma.

smo

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