5. November 2019: Beppe Gambetta & Dan Crary

„Stories we can tell“ – die Eröffnungsnummer gab gleich das Motto des Abends vor: Die Flatpicking-Legenden Dan Crary und Beppe Gambetta waren nach Pforzheim gekommen, um Bilanz zu ziehen. Bilanz aus 30 Jahren gemeinsamen Tourneen, unzähligen Studiosessions, Reisen und manch merk-würdigem Kneipenerlebnis. Schön, dass viele Zuhörer dem Ruf der beiden Herren gefolgt waren.

Dan Crary, mittlerweile 80 Jahre alt, tritt als Letzter aus der Generation der Flatpicking-Erneuerer um Doc Watson noch immer live auf. Die Bluegrass-Roots sind in seinem virtuosen Spiel stets präsent, dennoch machen sich bei den Eigenkompositionen Einflüsse von Flamenco, Klassik, Jazz und sogar Rock bemerkbar. Beim furiosen Gitarrenduell „Thunderation“ borgte sich das Duo kurzerhand ein paar Powerchords von Led Zeppelin!

Beppe Gambetta steht dem Altmeister Crary in nichts nach. Der sympathische Genueser hat sich als Gitarrist und Sänger längst einen ebenbürtigen Ruf dies- und jenseits des Atlantiks erspielt. Beppe übernahm den Hauptteil der Ansagen, oft in ausgezeichnetem Deutsch. Seine Lieder brachten auch italienisches Kolorit in den Gasometer, bei „Creuza de Ma“ von De André Pagani stimmte sogar das Publikum mit ein.

Und dann waren da natürlich noch die „Stories“, von denen sich in 30 gemeinsamen Jahren einige angesammelt haben. Vom Konzert im englischen Bath, bei dem Beppe mitten im Stück wegen einer gerissenen Saite fluchtartig den Saal verließ, nur um – nach langem Bangen für den tapfer weitersolierenden Dan – am Ende den Applaus für seinen Stunt einzuheimsen. Von dem Auftritt, der von einem vorhergehenden 7-Gänge-Menü mit ebenso vielen Gängen Wein und Grappa überschattet wurde. Oder vom Genueser Gastwirt, bei dem sich Beppe und Dan vor ihren Tourneen stets einen neuen Vorrat an Musikerwitzen abholten.

Nach gut zwei Stunden, einem „Salute“ mit Apfelschorle und einer letzten Zugabe war das Konzert auserzählt. Aber sicher nicht die Geschichte dieser beiden sympathischen Ausnahmemusiker.