Spielfreude mit mehr als einem As im Ärmel
von Christian (Kommentare: 0)
8. April 2025: Bube Dame König

Die Idee ist so simpel wie genial: Drei hervorragende Musiker, kombiniert mit spannender Folk-lore (dem Schatz an Geschichten) und ein Publikum, das beides zu schätzen weiß. Daraus wird ein außergewöhnliches Musikerlebnis, welches die Seele streichelt und das Herz mit Freude füllt. Bube Dame König, die preisgekrönte Deutschfolk-Band, kleidet Volkslieder in ein schillerndes Gewand um diese in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Den melodisch-harmonischen Klangkosmos bereiten Till Uhlmann, an Drehleier und Violine sowie Jan Oelmann (Akustikgitarre nebst Stomp Box) und Juliane Weinelts glockenheller Feensopran erzählt die Geschichten dazu.
An unserem Abend im Prisma heißt das Trio sein Publikum sogleich mit einem schwungvollem irischen Jig des blinden Harfenspielers und Komponisten Turlough O’Carolan willkommen um gleich darauf mit dem Publikum zu flirten oder, wie es beim Lied Wenn alle Brünnlein fließen klingt „mit den Äugelein zu winken“. Melodramatischer und mit Gänsehautfaktor interpretiert das Trio ihren Mittsommertraum, basierend auf einer Melodie des Folkklassikers Benjamin Bowmaneer (The Butcher and the Tailor's Wife) und eigenem Text aus der Feder von Juliane Weigelt.
Klassiker wie Dat du min Leevsten büst oder auch An der Saale hellem Strande (in Halle an ebenjener Saale, der Heimstatt des Trios singt es jedes Grundschulkind) überraschen mit interessanten Harmonien, überraschenden melodiösen Wendungen und einem einfühlsamen Dialog von zarter Drehleier und dezentem Gitarrenspiel.
Bube Dame König erzählt seine Geschichten durch die Musik und mit Eigenkompositionen wie die Saalenixe, einer tragischen Liebesgeschichte zwischen Schäferssohn und Tochter des Nixenkönigs. Der Text stammt aus der Feder des Leipziger Lyrikers Thomas Kolitsch, der auch die Zeilen zum Ebereschenbaum beisteuerte. Dieses Lied erzählt von der Suche nach dem Glück in allen Winkeln der Welt und der Erkenntnis, daß man manchmal nicht weit reisen muß um zu erkennen, daß das Glück schon da(heim) ist. Die Melodie dazu liefert der Irish Traditional „Road to Clady“.
Doch das Trio hat noch mehr zu bieten. Neben sorgsam entstaubten Volksliedern und berührend feinfühligen Eigenkompositionen überraschen die Musiker mit reichlich Historie: Einem Instrumentalstück aus der Dahlhoff-Sammlung, welches strahlend und würdevoll in Szene gesetzt wird und sich nach einem Tempowechsel (doppelt so schnell) in ein heiteres Tanzstück verwandelt, einer Abendandacht aus dem Barock oder auch einem Fischlein, nach einem altenglischen Rätsel des Exeterbook aus dem 10. Jahrhundert.
Weihnachtslieder gehen immer: Mit Stille Nacht im August setzen die Musiker dem „Zither-Reinhold“ ein Denkmal; einem Original aus Halle, der, ohne Rücksicht bezüglich der Jahreszeit, Weihnachtslieder auf seinem Zupfinstrumnet darbot. Von einer regionalen Sage erzählt dahingegen der Heideförster mit Setting in einem Waldstück bei Halle. Mit Text aus der Feder und gesungen von Jan Oelmann im Duett mit Juliane Weinelt. Der Legende nach wollte der Dölauer Heideförster partout nicht aus seiner Hütte ausziehen und geistert auch nach seinem Fortgang wahlweise als Rehbock oder Nordic Walker durch den Tann.
Einer sehr kurzweiligen ersten Halbzeit folgt die zweite Runde, in der die Zeit noch schneller dahinfliegt, wie sie es wohl immer tut, wenn man sich bei einem Konzertgenuss wohl fühlt und zum Wohlgefühl passt Gut' Nacht, ein zuckersüßes Schlaflied, auch ganz wunderbar. Juliane lässt ihre Stimme in schwindelerregenden Höhen schwingen, sie klingt wie aus einer anderen Welt und ist doch ganz im hier und jetzt, eskortiert von ihren zwei ganz in die Musik versunkenen Weggefährten.
Das Wandern ist des Müller's Lust erzählt von einer sommerlichen Abenteuergeschichte, in welcher die drei einst ohne Sonnenschutz oder korrektem Schuhwerk, etwaige Distanzen ignorierend, auf dem Jakobsweg durch Galizien wanderten. Trotz alledem wurde daraus eine wunderschöne Ausdeutung des alten Liedes, mit spannenden Harmonien angereichert, von Julianes eindrucksvoller Stimme interpretiert und durch filigranes Wechselspiel zwischen Drehleier und Gitarre getragen.
Im Repertoire der sympathischen Drei finden sich noch weitere Klassiker, auch zum Mitsingen: Kein schöner Land oder Nun will der Lenz uns grüßen, welches rhythmisch stark und mit rasanten Läufen der Querflöte auftritt, welche auch in Spielemann, einem Lied über einen wandernden Tunichtgut, beeindrucken. Melodisch basiert letzteres auf dem Walfängerlied „The Bonny Ship, The Diamond“.
So langsam neigt sich das Konzert seinem Ende zu, doch ein As im Ärmel hat das Trio noch: „Wer hat die schönsten Schäfchen?“ Das mit zarten Harmonien verfeinerte Schlaflied geleitet das Publikum sanft in den Abend und die Antwort: „Die hat der gold‘ne Mond“ gibt das Lied ebenfalls.
Danke an Bube Dame König und ihre Musik, die in traumwandlerische Weise traditionelles Liedgut neu entdecken lässt und dieses mit Spuren von Folk aus skandinavischen Ländern bis hin zur grünen Insel versetzt. Dank an das zahlreich erschienene Publikum und die fleissigen Helfer des Prisma. Danke für einen gelungenen Konzertabend mit drei musikalischen Assen auf der Bühne.
smo
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