Stubenmusi from outer space

von Christian (Kommentare: 0)

29. September 2020: Lanzinger Trio

Ein ganz besonderes Schmankerl reichte der Folkclub Prisma zur Saisonseröffnung am Dienstag im Gasometer. Die bayerischen Schwaben des Lanzinger Trios nahmen das hochmotivierte Publikum mit auf musikalisch-interstellare Entdeckungsfahrt.

Gemeinsam mit seinen Musikerkollegen Komalé Akakpo (Hackbrett) und Hannes Mühlfriedel (Gitarre) kombiniert Zitherspieler Jörg Lanzinger bodenständige Musik mit fremden Rhythmen und außergewöhnlichen Melodien. Ihr Publikum an Bord verwöhnen sie mit traditionellen Stücken in frischem Gewand und ideenreichen Eigenkompositionen.

Ein mit Synkopen gefüllter Zeppelin stimmt auf die musikalische Reise ein, gefolgt vom wilden Ritt durch verschiedene musikalische Dimensionen. Auf den heiteren "Partysong" Flieder, Tee und Torte folgt ein zartes Liebeslied, das sich durch federleichtes Spiel mit Harmonie und Dissonanz auszeichnet. Ein Abend im Tiergarten, ebenfalls ein Liebeslied, scheint wie aus anderen Welten – schwebende Momente, in denen die Zeit stillsteht. Flirrender Klang trifft auf Fingerartistik in Grüner wird's nicht, einer Komposition des Hackbrettspielers Komalé Akakpo, aus dessen Feder auch die Stücke Neuschwäbischer (der Tanz dazu wird vielleicht noch erfunden) und Bobinger Menuett stammen. Im Boarischer Nr.5 – die Nummern 1-4 sind vermutlich im Weltraum verschollen – lässt das ideenreiche Trio klassische Werke anklingen und kreuzt ganz nebenbei auch noch etwas "Für Elise" ein.

Humor haben sie, die vielsaitigen Musiker aus dem Raum Augsburg, was sich nicht nur in den Titeln ihrer Eigenkompositionen spiegelt. Ein Streamingdienst wird in Schbodifei gepflegt dissonant auf die Schippe genommen. Mit professioneller Spielfreude lotet das Trio fremde musikalische Dimensionen aus, wie beim Arminischen Tanz in phrygisch-dominanter Tonart. Das intergalaktische Stück Laniakea aus der Feder von Hannes Mühlfriedel klingt nach Sehnsucht und Weite und wurde vermutlich deshalb nach einem Groß-Supergalaxienhaufen benannt.

Seine Orientierung könnte man auch beim wilden Ritt Durch's Donaumoos verlieren. Nach dem Motto: "Lass mich doch auch mal an dein Instrument" wechseln die Multiinstrumentalisten reihum während des Stückes an die Instrumente ihrer Mitmusiker. Was passiert, Wenn's duster wird und Oma Gruselgeschichten erzählt oder man auf Besuch bei der Verwandtschaft war? Das Lanzinger Trio hat auf alles eine Antwort und man ist gespannt, welche musikalische Überraschung hinter der nächsten Ecke wartet. "Auf die Plätze, fertig, los"- rasant geht's zu bei der energetisch geladenen Motopolka mit Kazoo zum Ausklang.

Wie die Zeit vergeht und leider war diese nach zwei Zugaben (auch das hat Tradition) wieder vorbei. Dank an das Lanzinger Trio für diesen außerirdischen Abend. Gruß an d‘ Helga und de Karle, und der Kuchen wird auch nicht vergessen.

smo

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