Summertime Blues - und mehr

von Christian (Kommentare: 0)

20. Juli 2021: Offenluftkonzert mit Bernd Hoffmann und Philipp Wetzel am dem Museumsareal Brötzingen

Ein lauer Sommerabend, ein schönes Plätzchen zwischen Kastanien und efeuumranktem Gemäuer, Mauersegler, gut gelaunte Menschen und hervorragende Musiker. Was braucht es mehr um glücklich zu sein?

Es ist ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort in einer ungewöhnlichen Zeit: Das erste Konzert des Folkclub Prisma seit Oktober 2020 findet nicht in der Gasometer-Homezone, sondern auf dem Brötzinger Museumsareal statt, einer heimeligen Insel im Trubel der Zeit. Zum Auftakt des Abends verzaubert Raphael Mürle vom Figurentheater Mottenkäfig mit dem „Weltenei“. Von sanften Gitarrenkängen untermalt, lässt der Künstler in „tangram-Style“ auf einer schwarzen Fläche Bilder entstehen, die zum Träumen einladen und die Phantasie wecken.

Den musikalischen Teil des Abends leitet der aus Weinheim - dem „NashvilleSüddeutschlands“ (O-Ton) - stammende Bernd Hoffmann solo ein. Als bekennender „B-Seiten-Fan“ verwöhnt Hoffmann sein Publikum gleich zu Beginn mit erlesenen Schattenseiten wie „What’s the difference“ (Scott McKenzie) und „Honey Pie“ von den Beatles. Ein Hauch von Tennessee weht über die Museumsinsel. Bernd erzählt von den „Nashville Cats“, wo die Kinder zuerst Gitarre spielen lernen und dann erst Fahrradfahren. Es folgen Eigenkompositionen, wie der von Helene Fischer inspirierten "Happy Sad & Lonely Blues“, stilecht mit Bottleneck auf der Dobro dargeboten.

Das Thema Liebe ist aus der Musik nicht wegzudenken. Lieder wie Mark Knopfler’s „Romeo and Juliet“ (mit genervter Julia) und „Everyone says I love you“ von den Marx Brothers interpretiert Bernd Hoffmann mit markanter Stimme. Wie es der Zufall will, findet sich zum Song „Wedding day“ auch das passendes Paar im Publikum. „That’s the way that the world goes round“- zu diesem Lied von John Prine gibt es den passenden Spickzettel, damit auch jeder den Refrain mitsingen kann.  Abwechslungsreich und humorvoll vollzieht Hoffmann mit Ed Sheerans „A-team“ den Sprung in aktuelle Hitlisten.

In der zweiten Halbzeit bereichert Philipp Wetzel mit einfühlsamem E-Gitarrenspiel die Songs und Instrumentalstücke. Die Musiker setzen Lieder von Bob Dylan („Make you feel my love“), Mark Knopfler („Song for Sonny Liston" und Tom Petty („You don’t know how it feels“) gekonnt in Szene und reihen diese Perlen mit Eigenkompositionen Bernds wie „Favorite Son“ (der als Soundtrack für einen Münsteraner „Tatort“ Verwendung fand) zu einer funkelnden Kette. Erfahrungen während der Corona-Zwangspause verarbeitet Bernd Hoffmann in „Rage of mine“. Der Text beschreibt, wie einem das Leben entgleiten kann, wenn der Lebensinhalt wegbricht. Aber morgen wird’s wieder: „Tomorrow we’ll be fine“- eine hoffnungsvollere Sicht der verzwickten Situation.

Mit einem musikalischen Gruß aus den „Mountains of Illinois“ - dort gibt es zwar keine Berge, aber die Musik darf das – und einer letzten Verneigung vor dem Erfinder des Tulsa-Sound J. J. Cale verabschiedet sich das Duo von seinem Publikum. Ein musikalischer Sommernachtstraum auf einer Insel in Zeit und Raum, mit zwei sympathischen Künstlern, die auf dem Teppich geblieben sind.

smo

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